Sexualität: Zwischen Liebe und Ausbeutung

Sexualität: Zwischen Liebe und Ausbeutung
Sexualität: Zwischen Liebe und Ausbeutung
 
Opportunismus und Selektivität bei Sexualkontakten
 
Wegen der Asymmetrie im Fortpflanzungspotenzial wirken im menschlichen Fortpflanzungsgeschehen dieselben geschlechtstypischen Beschränkungen wie bei den meisten anderen Säugetierarten: Die Fortpflanzung der Männer ist primär durch die Zahl der persönlich verfügbaren und befruchtungsfähigen Frauen begrenzt. Die weibliche Fortpflanzung hingegen stößt primär durch die physiologischen Beschränkungen von Schwangerschaft, Geburt und Fürsorge an ihre Grenzen. Deshalb ist es eher Männern als Frauen möglich, durch Verpaarungen mit mehreren Partnern beziehungsweise Partnerinnen ihren persönlichen Reproduktionserfolg zu erhöhen, und demzufolge sind die männlichen Interessen zunächst auf eine Vermehrung der Partnerinnen ausgerichtet. Männer haben sich so eher als Frauen zu sexuellen Opportunisten mit polygamen Neigungen evolviert.
 
Tatsächlich haben Männer generell weniger Vorbehalte als Frauen, unverbindliche, sexuelle Gelegenheitsbeziehungen einzugehen (was allein schon durch das Phänomen der Prostitution belegt wird), unabhängig davon, ob sie eine feste Beziehung haben oder in dieser Beziehung glücklich sind. Einer amerikanischen Studie zufolge hielten nur 33 Prozent untreuer Frauen ihre Partnerschaft für glücklich, während immerhin 56 Prozent der untreuen Männer dieser Meinung waren. Gefragt nach ihren Wunschvorstellungen über die Anzahl von Geschlechtspartnern beziehungsweise Geschlechtspartnerinnen gaben Studenten beziehungsweise Studentinnen von amerikanischen Colleges geschlechtstypische Antworten: Männer hielten 20 Partnerinnen über die Lebensspanne für ideal, Frauen hingegen gaben im Mittel nur 5 Partner an. Entsprechend drehen sich die sexuellen Fantasien von Männern mehr als die von Frauen um sexuelle Vielfalt und Abwechslung. Auch auf die Frage, wie lange man eigentlich einen Partner beziehungsweise eine Partnerin kennen wolle, bevor man zum Beischlaf bereit sei, gab es unterschiedliche Antworten. Männer gaben die bei weitem kürzeren Zeiten an. Die Ergebnisse solcher Befragungen sind natürlich sehr kulturspezifisch. Je nach vorherrschender Sexualmoral werden andere Antworten gegeben. So kulturell variabel die konkreten Werte im Einzelnen jedoch auch sein mögen, das eigentlich interessante Ergebnis besteht darin, dass der Unterschied in den Antworten von Männern und Frauen in allen daraufhin untersuchten Kulturen in die gleiche Richtung geht. Männer sind wesentlich opportunistischer, Frauen wesentlich selektiver in ihrem Sexualverhalten.
 
Diese Einschätzung wird auch durch den Unterschied von männlicher und weiblicher Homosexualität gestützt. Homosexualität lässt geschlechtstypische Neigungen gleichsam »in Reinkultur« erscheinen, ohne die Kompromisse, die durch das Zusammenleben mit Angehörigen des anderen Geschlechts eingegangen werden müssen. Die entsprechenden Befunde belegen, dass männliche Homosexuelle schneller zu Gelegenheitssex bereit sind als weibliche. Einer amerikanischen Studie zufolge waren 94 Prozent aller männlichen Homosexuellen mit mehr als 15 Partnern intim, während dies auf nur 15 Prozent der weiblichen Homosexuellen zutrifft. In einer anderen Studie gaben fast die Hälfte aller befragten männlichen Homosexuellen an, über 500 Sexualpartner gehabt zu haben.
 
 
Säugetiermännchen verpaaren sich allerdings nicht völlig wahllos, da sie in der Regel in Konkurrenz mit ihren Mitbewerbern um Vaterschaft einen gewissen (und arttypisch verschiedenen) Aufwand betreiben müssen, der ihnen die Paarung überhaupt erst ermöglicht. Nicht Sex, sondern erfolgreiche Reproduktion wird in der Evolution belohnt. Deshalb werden Männchen um so einsatzfreudiger und risikobereiter miteinander konkurrieren, je mehr die Weibchen ihre Fruchtbarkeit signalisieren. Weibchen mit einem erkennbar höheren »Reproduktionswert«, also solche die jung, gesund und vital erscheinen, sollten erwartungsgemäß bei der Partnerwahl bevorzugt werden.
 
Weibchen dagegen folgen bei ihrer Partnerwahl ganz anderen Kriterien. Ihre Reproduktion ist in der Regel nicht durch männliche Fruchtbarkeit begrenzt, weshalb es evolutionsbiologisch keinen Sinn macht, nach einem ganzen Harem sexualpotenter Männchen zu streben. Fitnessmaximierung heißt für Säugetierweibchen das Bemühen um möglichst erfolgreiche Jungenaufzucht, und die kann in verschiedener Hinsicht von der »Qualität« des Vaters abhängen — von der Gesundheit abgesehen, etwa von dem Umfang und der Güte der Ressourcen, die er kontrolliert und die vom Weibchen für ihre Fortpflanzungsbemühungen nutzbar gemacht werden können. Was letztlich die »Qualität« eines Männchens ausmacht, kann artspezifisch sehr verschieden sein und hängt von den jeweiligen sozioökologischen Lebensbedingungen ab. Ganz allgemein gilt aber, dass die sexuelle Selektion die Weibchen mit Partnerwahlstandards ausgestattet hat, in denen die Qualität der Männchen die ganz entscheidende Rolle spielt.
 
Könnte es sein, dass auch wir bei der Wahl unserer Sexual- und Ehepartner beziehungsweise -partnerin ganz unbewusst diesem Raster geschlechtstypischer Partnerwahlstandards der Säugetiere folgen? Bevorzugen Frauen im Mittel tatsächlich Männer mit überdurchschnittlichem Ressourcenpotenzial, weil diese ihnen ein überdurchschnittliches väterliches Investment garantieren und damit Aussicht auf einen überdurchschnittlichen Aufzuchtserfolg bieten? »Aufzuchtserfolg« ist in menschlichen Gesellschaften freilich nicht nur an der Überlebensrate der Nachkommen zu messen, sondern auch an deren sozialer Konkurrenzfähigkeit. Auch nach der Rolle, welche die weibliche Fruchtbarkeit in den männlichen Heiratsentscheidungen spielt, ist zu fragen. Das würde sich in einem größeren Aufwand der Männer niederschlagen, wenn sich ihnen die Chance zur Partnerschaft mit einer Frau bietet, die Fruchtbarkeit und Vitalität signalisiert.
 
Die britische Anthropologin Monique Borgerhoff Mulder hat während wiederholter Aufenthalte bei den Kipsigis, einer Gruppe kenianischer Hirtennomaden, die dortigen Heiratsstrategien studiert. Wie in vielen traditionellen Gesellschaften ist es auch bei den Kipsigis üblich, dass Männer für ihre Frauen bezahlen. Die Höhe des Brautpreises wird zwischen den beiden beteiligten Familien verhandelt, im Mittel beträgt er etwa ein Drittel des gesamten Vermögens eines Mannes. Männer investieren also einiges in ihre Ehe. Monique Borgerhoff Mulder versuchte nun herauszufinden, für welche Frauen mehr und für welche weniger bezahlt worden ist. Sie hat also gleichsam die Attraktivität der Frauen über ihren Preis auf dem Heiratsmarkt bestimmt. Das Ergebnis ist eindeutig: Für Frauen, die früh ihre erste Menstruation hatten (das heißt in einem Alter von unter 15 Jahren), wurden häufiger teure Brautpreise bezahlt, als für Frauen, die erst später die Geschlechtsreife erlangten. Jugend hat auf dem Heiratsmarkt ihren Preis.
 
Dieses Ergebnis könnte man als Ausdruck chauvinistischer Eitelkeit beiseite legen, wenn das Partnerwahlverhalten der Kipsigi-Männer nicht mit bemerkenswerten Konsequenzen für ihren Reproduktionserfolg verbunden wäre. So zeigt die Analyse ihrer Lebensläufe, dass die früher reifenden Kipsigis-Frauen einen statistisch signifikant höheren Lebensreproduktionserfolg erzielten, als die später reifenden. Drei Gründe waren dafür wichtig: Ihre reproduktive Lebensspanne war im Durchschnitt länger, ihre Fertilitätsrate (also Kinder pro Zeit) war im Durchschnitt höher und die Sterblichkeit ihrer Kinder war im Durchschnitt geringer. Ohne sich dessen bewusst zu sein, haben die heiratswilligen Kipsigis-Männer ihr Geld entsprechend der Vermehrungswahrscheinlichkeit ihrer Gene ausgegeben. Sie haben proportional zum »Reproduktionswert« der Frauen bezahlt. Das spricht für die soziobiologische Auffassung, wonach soziale Handlungen so organisiert sind, als ob ihnen eine in der Währung reproduktiver Fitness bilanzierte Kosten/Nutzen-Analyse zugrunde läge. Durch welche tradierten Normen auch immer sich die Kipsigis-Männer bei ihrer Partnerwahl haben leiten lassen, die reproduktiven Konsequenzen ihres Verhaltens offenbaren biologische Angepasstheit.
 
Nun ist die Partnerwahl nicht nur reine Männersache. Wenngleich je nach ethnohistorischem Kontext das Kräfteverhältnis im »Krieg der Geschlechter« mal mehr zur einen, mal mehr zur anderen Seite hin verschoben ist und entsprechend ungleich sich die den Geschlechtern jeweils gesellschaftlich zugestandene Souveränität bei der Sexual- und Ehepartnerwahl verteilt, sollten Frauen dennoch, sofern sie über eine gewisse Autonomie verfügen, in ihrer Partnerwahl Präferenzen erkennen lassen, die — wie oben erläutert — ganz wesentlich auf einer kritischen Bewertung der männlichen Ressourcensituation basieren.
 
Eine auf Kirchenbuchdaten des 18. und 19. Jahrhunderts basierende Familienrekonstitutionsstudie der Landbevölkerung in der ostfriesischen Krummhörn lieferte einige in dieser Hinsicht interessante Daten. Während die Männer — ob Bauer oder Tagelöhner — durchschnittlich im selben Alter (von etwa 30 Jahren) heirateten, waren die Bräute der vergleichsweise wohlhabenden Bauern deutlich jünger als die der Tagelöhner, durchschnittlich um 2,3 Jahre. Trotz ausgeprägter sozialer Endogamie (Heirat innerhalb der eigenen Sozialschicht) übte der Besitz der Brauteltern keinen statistisch signifikanten Einfluss auf das Heiratsalter der Töchter aus, wohl aber der Besitz des Bräutigams. Je jünger die Frauen heirateten, desto wahrscheinlicher einen gut situierten Mann. Fast ein Drittel der unter 20-jährigen Frauen, aber nicht einmal 10 Prozent der über 30-jährigen heirateten einen reichen Großbauern. Umgekehrt heiratete fast jeder fünfte Großbauer, aber nur jeder 25. Landbesitzlose eine Frau unter 20. Ausgehend von der gleichen Attraktivität junger Frauen als Heiratspartnerinnen für Männer, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund, kann das unterschiedliche Heiratsalter der Krummhörner Frauen nur als Folge ihrer Partnerwahl mit Bevorzugung der »besseren Partien« angesehen werden.
 
Ähnliche Tendenzen zeigten sich im Heiratsalter der sozial mobilen Frauen. Hypergame Frauen, also jene, die mit ihrer Heirat sozial aufgestiegen sind, heirateten im Durchschnitt jünger als »Absteiger«-Frauen. Die vom Wohlstand des Bräutigams abhängigen Unterschiede im Heiratsalter der Ostfriesinnen lassen sich am besten als Ausdruck einer konditionalen Partnerwahlstrategie verstehen, deren Maxime sich etwa so formulieren lässt: »Wenn du jung bist, sei anspruchsvoll und heirate nur einen Mann mit überdurchschnittlichen Ressourcen. Je älter du wirst, desto mehr reduziere deine Ansprüche an deinen Partner!«
 
Diese Strategie führte zu reproduktiven Konsequenzen, denn der Lebensreproduktionserfolg, ausgedrückt als die durchschnittlich in die lokale Bevölkerung eingebrachte Anzahl erwachsen gewordener Kinder, war für jung heiratende Frauen mit hohen Partnerwahlstandards überdurchschnittlich. So brachte eine mit unter 20 Jahren heiratende Großbauersfrau durchschnittlich 1,2 erwachsene Kinder mehr in die nächste Generation ein als eine in demselben Alter heiratende Tagelöhnerfrau. Was auch immer die Krummhörner Frauen ganz unmittelbar dazu veranlasst haben mag, sich ihre Männer so auszuwählen, wie sie es getan haben — das Ergebnis entsprach im Durchschnitt den reproduktiven Fitnessinteressen der beteiligten Frauen. Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, wie absolut falsch es wäre, zwischen den unmittelbaren, proximaten Gründen der Partnerwahl, den Emotionen, materiellen Erwartungen und kulturellen Normen sowie ihren ultimaten Gründen, die Aussicht auf einen bestmöglichen Erfolg bei der Reproduktion, einen Erklärungswiderspruch zu sehen.
 
Es stellt sich die Frage nach der Allgemeingültigkeit, also inwieweit die Leitmotive der Partnerwahl der Kipsigis-Männer und der Krummhörner Frauen als typisch für alle Menschen gelten können. In der wohl aufwendigsten Untersuchung zu diesem Thema wurden weltweit über 10 000 Männer und Frauen aus 37 Kulturen zu ihren Erwartungen und Ansprüchen an ihre Partner beziehungsweise Partnerinnen befragt. Hochsignifikante Geschlechtsunterschiede traten hervor: Frauen maßen generell solchen Attributen wie »Ehrgeiz« und »Tüchtigkeit« oder auch »Einkommensaussicht« eine deutlich höhere Bedeutung zu als Männer. Diese wiederum stellten höhere Ansprüche an die äußere Erscheinung ihrer Partnerinnen. Bei aller kulturellen Unterschiedlichkeit in der grundsätzlichen Bewertung einzelner Unterschiede (Jungfräulichkeit spielt etwa in den asiatischen Gesellschaften eine ungleich größere Rolle als in den europäischen), gehen die gefundenen Geschlechtsunterschiede ohne Ausnahme in die evolutionstheoretisch erwartete Richtung: Männer bewerten bei der Partnerwahl vorrangig Merkmale des generativen und Frauen des sozialen Reproduktionserfolgs.
 
Nun ist gegen diese Argumentation eingewendet worden, dass Frauen deshalb die materiellen Versorgungsaspekte einer Beziehung so hoch bewerten, weil sie selbst als häufig sozial Benachteiligte über nur geringe oder gar keine eigenen Einkünfte verfügen. Danach sollte man erwarten, dass für finanziell eigenständige und abgesicherte Frauen dieser Aspekt der Partnerwahl an Bedeutung verliert. Genau das Gegenteil ist aber nach amerikanischen Studien der Fall.
 
Dass es auch Bedingungen geben kann, unter denen Frauen um Männer konkurrieren, zeigt die Untersuchung der amerikanischen Anthropologen Steven Gaulin und James Boster. Sie verglichen über 1000 Gesellschaften aus dem »Standard Cross Cultural Sample«, eine für den Computer aufbereitete Version des berühmten »Ethnographischen Atlas«, worin viele Kulturen der Welt nach standardisierten Variablen erfasst und codiert sind. Die Annahme war folgende: Wenn eine Population durch ungleich verteilte Ressourcen eine starke soziale Schichtung aufweist und zudem die Möglichkeit zur Polygynie durch gesellschaftliche Vorgaben ausgeschlossen ist, dann sollten Frauen ihrerseits beginnen, um die wohlhabendsten Männer zu konkurrieren. Da eine gute Mitgift die Frauen für einen potenziellen Heiratspartner attraktiver macht, sollte in den Gesellschaften mit den genannten Kennzeichen eine Mitgiftzahlung verbreitet sein. Tatsächlich kommen Mitgiftzahlungen in genau den Gesellschaften weit häufiger vor, in denen die beiden die reproduktive Konkurrenz unter Frauen fördernden Bedingungen vorherrschen, in stark geschichteten und monogamen Gesellschaften.
 
Ein äußerst aufschlussreiches Material zum Studium von geschlechtstypischen Partnerwahlpräferenzen liefern überdies auch Kontakt- und Heiratsanzeigen. Auch hier finden sich zunächst die bekannten Stereotypen: Männer suchen jüngere Frauen, diese verlässliche und gut situierte Männer. Bei genauerer Analyse wird aber zudem ein weiteres Merkmal unserer Psyche, der konditionale Charakter menschlicher Verhaltenssteuerung, sichtbar. Denn je nach dem, was man selbst in diesem Wettbewerb anzubieten hat, unterscheiden sich die Ansprüche an die gesuchten Partner beziehungsweise Partnerinnen.
 
Der englische Anthropologe und Psychologe Robin Dunbar hat mit seinen Mitarbeitern Heiratsanzeigen in englischen und amerikanischen Zeitungen speziell unter diesem Aspekt näher untersucht und fand einige interessante Zusammenhänge. Je älter zum Beispiel Frauen werden, desto weniger Ansprüche stellen sie an den gesuchten Partner. Bei Männern hingegen verhält es sich genau umgekehrt: Mit dem Alter werden sie anspruchsvoller. In dieses Bild passt eine zweite Beobachtung, wonach Männer und Frauen umso anspruchsvoller auftreten, je mehr sie von dem anbieten, was ihren persönlichen »Wert« auf dem Heiratsmarkt ausmacht. Frauen formulieren nämlich dann besonders hohe Standards, wenn sie sich selbst als besonders hübsch und attraktiv darstellen, während bei Männern dann der Anspruch an die gesuchte Partnerin steigt, wenn sie Ressourcen (Vermögen, gute berufliche Position, hohes Einkommen) anzubieten in der Lage sind. Wenn sie das nicht können, werben Männer stattdessen gerne mit »familiären Tugenden«. Schließlich belegt noch ein weiterer Befund den konditionalen Charakter der Partnerwahlstandards: Männer wie Frauen mit abhängigem Nachwuchs sind bescheidener bei der Partnerwahl, wohl wissend, dass eine solche Konstellation den eigenen »Marktwert« drückt.
 
Vor diesem Hintergrund kann nicht überraschen, dass auch die kleinen Mogeleien und Täuschungsmanöver im Zusammenhang einer möglichst vorteilhaften Selbstdarstellung, den Geschlechtsunterschied entlang der evolvierten Partnerwahlpräferenzen widerspiegeln: Männer übertreiben gerne ihren sozialen Status und ihren Besitz, während Frauen ihre Jugend und Gesundheit aufzupolieren versuchen. Die ganze Kosmetikindustrie lebt bekanntlich davon.
 
 Vaterschaftsunsicherheit und Eifersucht
 
Während Frauen wegen der inneren Befruchtung absolut sicher sein können, dass die von ihnen zur Welt gebrachten Kinder auch tatsächlich die ihrigen sind, also Kopien von der Hälfte ihrer Gene mitbekommen haben, können Männer an ihrer Vaterschaft zweifeln: »Pater semper incertus« (Der Vater ist immer ungewiss). Sicherlich nicht zufällig wissen erfahrene Hebammen von »den drei Feststellungen« im Kreißsaal zu berichten. Typischerweise gilt die erste Frage nach der Geburt eines Kindes seinem Geschlecht, die zweite dem Gesundheitszustand, und die dritte möglichen Ähnlichkeiten.
 
Interessanterweise fanden die Anthropologen Jeanne Regalski und Steven Gaulin heraus, dass offensichtlich der Ähnlichkeitsvergleich zwischen den Eltern und ihrem Baby (sicherlich vollkommen unbewusst, aber dennoch) taktisch mit dem Ziel vorgenommen wird, mögliche Zweifel an der Vaterschaft auszuräumen. Nach ihrer in Mexiko durchgeführten Studie werden bei erstgeborenen Kindern einer Ehe statistisch signifikant häufiger Ähnlichkeiten mit dem Ehemann der Mutter festgestellt, als bei nachgeborenen. Weil aber nach allen bekannten Vererbungsregeln nicht angenommen werden kann, dass Erstgeborene tatsächlich ihrem Vater ähnlicher sehen als später geborene, bleibt nur der Schluss, dass es im Grunde darum geht, den Vater gerade am Beginn einer Ehe von der Treue und Verlässlichkeit seiner Frau zu überzeugen. Dazu passt gut, dass die überdurchschnittlich häufigen Ähnlichkeiten mit dem Vater vor allem von der Mutter und ihren Verwandten festgestellt werden. Die Wissenschaftler deckten darüber hinaus eine weitere, den taktischen Zweck der Ähnlichkeitszuschreibungen entlarvenden Kuriosität auf. Auf die Frage, wem das Kind ähnlich sieht, antworteten die mexikanischen Mütter unterschiedlich, je nach dem, ob ihre Ehemänner beim Interview anwesend waren oder nicht. Keine Frage, die Mütter hatten ein Interesse daran, trotz der wahren Vaterschaftsverhältnisse ihren Ehemann psychisch an das Kind zu binden.
 
Warum Mütter solch subtile Manipulation vornehmen, ist aus der soziobiologischen Perspektive menschlichen Verhaltens leicht einsichtig. Während der mütterliche Fürsorgeaufwand immer dem »Gen-Egoismus« dient, ist das väterliche Investment in die Kinder nur unter der Maßgabe tatsächlicher Vaterschaft biologisch angepasst. Aus der Sicht des »egoistischen Gens« lohnt es nicht, sich um fremden Nachwuchs zu kümmern, weil dies nicht die Vermehrung des eigenen Erbguts fördert. In der nüchtern-unsentimentalen Bilanzierung der natürlichen Selektion heißt das Fitnessverlust. Man kann deshalb erwarten, dass das biologische Evolutionsgeschehen Männer hervorgebracht hat, die ihren väterlichen Fürsorgeaufwand ganz gezielt nach Maßgabe der Vaterschaftswahrscheinlichkeit portionieren.
 
Rauchschwalben-Männchen liefern hierfür ein erhellendes Beispiel. An sich gilt diese Art als monogam. Da die Männchen ziemlich sicher sein können, die Jungtiere in ihrem Nest auch tatsächlich gezeugt zu haben, teilen sie sich mit den Weibchen die Jungenfürsorge, schließlich kommt dieser Aufwand der Vermehrung der eigenen Gene zugute. Nun gibt es aber auch unter Rauchschwalben hin und wieder »außerehelichen« Sex, weshalb sich die Männchen ihrer Vaterschaft denn doch nicht 100-prozentig sicher sein können. Prompt spiegelt sich diese Unsicherheit in ihrem Verhalten wider, denn je häufiger ein Paar miteinander kopuliert, je wahrscheinlicher also die Befruchtung der Eier durch das entsprechende Männchen erfolgt, desto höher fällt dessen väterliches Investment aus. Wenn jedoch das Männchen wahrnimmt, dass sein Weibchen sich mit einem fremden Männchen verpaart, verringert es seinen Brutpflegeaufwand. Der tendenzielle Rückzug des »betrogenen« Rauchschwalben-Männchens aus seiner Vaterrolle findet auch in menschlichen Familien eine funktionale Entsprechung in der trennenden Wirkung sexueller Untreue mit der Folge ungeklärter Vaterschaftsverhältnisse.
 
In wohl allen Kulturen ist sexuelle Untreue von überaus großem Belang für die Regulation der Sozialbeziehungen. In den westlichen Industriestaaten gehen rund 50 Prozent aller Tötungsdelikte an Frauen auf Eifersucht zurück, wobei männliche Mutmaßungen über weibliche Untreue generell als Hauptmotiv männlicher Gewalt gegen Frauen gilt. Nicht von ungefähr galt und gilt in den Sittencodices aller historischen und traditionellen Gesellschaften wie ganz selbstverständlich eine »doppelte Moral«: Ehebruch definiert sich nach dem Status der Frau und nicht nach dem des Mannes. Als Geschädigter gilt immer der gehörnte Ehemann, dem in aller Regel Sonderrechte zugestanden werden, etwa die Rückforderung des Brautpreises oder eine milde Bestrafung eines von ihm aus Eifersucht begangenen Tötungsdelikts. Selbst im revolutionären Frankreich mit seinen ansonsten in vielerlei Hinsicht emanzipatorischen Ansprüchen ist die geschlechtstypische Bewertung des Ehebruchs nicht überwunden worden. Der Grund dafür wird nirgends klarer und unmissverständlicher vorgebracht als in einem zeitgenössischen Rechtskommentar: »Nicht der Ehebruch an sich wird durch Gesetz bestraft, sondern nur die mögliche Einschleusung eines fremden Kindes in die Familie und auch die Unsicherheit, die Ehebruch in dieser Hinsicht schafft. Ehebruch durch den Ehemann führt nicht zu solchen Konsequenzen.«
 
Zu dieser Denktradition passt, dass beispielsweise in Massachusetts bis 1773 von den scheidungswilligen Frauen nicht eine Einzige als Grund die Untreue ihres Mannes angegeben hat. Sie hätte damit wohl kaum eine Chance auf richterliche und gesellschaftliche Anerkennung ihres Begehrens gehabt. Die doppelte Moral des Ehebruchs spüren wir — trotz egalitärer Rechtsbehandlung — auch in unserer Gesellschaft. Nach wie vor werden sexuelle Abenteuer eines verheirateten Mannes wesentlich gnädiger bewertet, ja wirken unter Umständen sogar sozial aufwertend, während der ehelichen Untreue von Frauen mit deutlich mehr sozialer Stigmatisierung begegnet wird. Diese Asymmetrie ist zweifellos historisches Produkt einer auf chauvinistischen Traditionen aufbauenden Männergesellschaft, aber gleichzeitig — und das ist absolut kein Widerspruch — findet sie letztlich ihren Ursprung in den reproduktiven Konsequenzen des »kleinen Unterschieds«.
 
Die natürliche Selektion hat unsere Psyche so geformt, dass wir Ehebruch als beziehungszerstörend empfinden. Eifersucht heißt der uns allen vertraute Affekt, der seinen psychologischen Ursprung in der Kränkung narzisstisch besetzter Monopolisierungsansprüche an den Partner findet. Er konnte sich mit seiner zerstörenden Kraft entwickeln, weil er im Durchschnitt vor Risiken von Fehlinvestitionen und Fitnessverlust bewahrt, die aufgrund des Sexualverhaltens des Partners beziehungsweise der Partnerin möglicherweise entstehen könnten.
 
Die Eifersucht der Männer unterscheidet sich von der der Frauen, was an den unterschiedlichen Rollen von Männern und Frauen beim Fortpflanzungsgeschäft im Verlauf der Evolution liegt. Für Männer bestand das Problem — wie schon ausführlich besprochen — in der Vaterschaftsunsicherheit. Entsprechend ist die Eifersucht der Männer vor allem durch eine erhöhte Motivation gekennzeichnet, Anzeichen sexueller Untreue durch die Partnerin zu erkennen. Frauen hingegen konnten ihren Erfolg bei der Fortpflanzung durch eine Sicherstellung väterlicher Unterstützung steigern und mussten entsprechend mit Fitnesseinbußen rechnen, wenn der Partner sein Investment in andere Beziehungen einbringt. In Anpassung an dieses für Frauen typische adaptive Problem ist ihre Form der Eifersucht vor allem durch eine erhöhte Motivation gekennzeichnet, Anzeichen tiefer emotionaler Zuneigung des Partners zu anderen Frauen zu entdecken.
 
Der amerikanische Psychologe David Buss konnte diesen Geschlechtsunterschied deutlich machen, indem er seinen Probanden zwei unterschiedliche Untreueszenarien vorstellte. In einem Fall ging es mehr um eine emotionale Untreue, im anderen stand das sexuelle Abenteuer im Vordergrund. Befragt, welche der beiden Situationen den größeren psychologischen Stress verursache, antworteten die Probanden erwartungsgemäß mit einem Geschlechtsunterschied: Für 60 Prozent der Männer war die Vorstellung eines leidenschaftlichen Liebesakts ihrer Partnerin mit einem fremden Mann belastender, während für über 80 Prozent der Frauen die Vorstellung einer tiefen emotionalen Zuwendung ihres Partners zu einer anderen Frau die stärkere Irritation hervorrief. Dieser Geschlechtsunterschied lässt sich auch physiologisch nachweisen, indem man — nach dem Lügendetektorprinzip — bei den Probanden Messdaten zum Hautwiderstand, der Pulsfrequenz oder zur Muskelanspannung erhebt und beobachtet, wie sich diese Parameter in verschiedenen Situationen verändern. Auch mit einem solchen Verfahren kommt man zu demselben Ergebnis: Männer reagieren heftiger auf Szenarien sexueller Untreue, Frauen auf solche emotionaler Untreue — ein psychologischer Unterschied, der sich perfekt aus der Wirkweise der biologischen Evolution erklären lässt.
 
 Der Geruch kann »gute Gene« signalisieren
 
Laut verlässlicher Vaterschaftstests stammen rund 4 Prozent aller Kinder nicht von dem angegebenen Vater, wobei je nach Kultur und Stichprobe der Anteil zwischen 1,4 Prozent und 30 Prozent schwanken kann. Neben den ganz persönlichen psychologischen (proximaten) Gründen, die Frauen zu Seitensprüngen motivieren, muss es gemäß evolutionsbiologischer Prinzipien auch zugleich ultimate Gründe dafür geben, dass Frauen einen Teil ihrer Kinder außerhalb der legitimierten Ehe empfangen. Das muss sich im Verlauf der Stammesgeschichte in der Währung reproduktiver Fitness immer wieder ausgezahlt haben, angesichts der durch männliche Monopolisierungsansprüche und Überwachungsmotivation entstehenden Risiken in einem durchaus beachtlichen Maß.
 
Wissenschaftler sehen den reproduktiven Vorteil in der genetischen Heterogenität, die unter den Kindern entsteht, wenn diese von verschiedenen Männern gezeugt wurden (dieses Argument ist ausführlicher im Zusammenhang mit der Diskussion um die Entstehung der Zweigeschlechtlichkeit erörtert worden). Man spricht in diesem Zusammenhang etwas salopp von der Präferenz für »gute Gene«, womit gemeint ist, dass Frauen Merkmale bewerten, die Auskunft über Lebenstüchtigkeit und Gesundheit (Immunkompetenz) geben, mithin eine »gute« genetische Ausstattung signalisieren.
 
Dem Schweizer Biologen Claus Wedekind und seinem Team gelang unlängst der Nachweis, dass Frauen auf geruchlicher Basis Männer bevorzugen, deren Gene, die für den Aufbau des Immunsystems verantwortlich sind, sich von den eigenen unterscheiden. Diese Gene, von den Fachleuten MHC (major histocompatibility complex) genannt, beeinflussen sowohl den körpereigenen Geruch als auch das Immunsystem. In dem Test wurden Männer gebeten, zwei Nächte lang ein Baumwoll-T-Shirt zu tragen. Am darauf folgenden Tag haben Frauen jeweils sechs T-Shirts von verschiedenen Männern berochen und deren geruchliche »Attraktivität« beurteilt. Das eindeutige Ergebnis weißt darauf hin, dass Geruch tatsächlich Information über den Genotyp beinhaltet. Jene T-Shirts galten am attraktivsten, die von Männern getragen wurden, die in Bezug auf das Immunsystem der Frauen, über die vorteilhaftesten MHC-Gene verfügten. Kinder, die aus einer Verbindung mit diesen Männern hervorgingen, hätten wegen einer erhöhten Resistenz gegen Krankheiten eine erhöhte Überlebensfähigkeit. Von Ratten war schon länger die Partnerwahlpräferenz für Männchen mit »guten«, das heißt zum eigenen Immunsystem passenden Genen bekannt. Weil nach der Schweizer Studie Frauen aus denselben Gründen ihre Partner auch mit der Nase auswählen, mag man nun — wenn man möchte — die lapidare Sympathiebekundung »ich kann dich gut riechen« gerne in eine ernste Liebeserklärung uminterpretieren!
 
So wird ein Dilemma der Frauen sichtbar: Die für sie optimale Doppelstrategie, eine Partnerschaft mit einem potenten Investor einzugehen, der die äußeren sozialen und materiellen Bedingungen garantiert, um sich erfolgreich fortpflanzen zu können und der Seitensprung mit einem Liebhaber, der durch seine signalisierten »guten Gene« die genetischen Bedingungen für eine erfolgreiche Fortpflanzung verbessern könnte, steht im Konflikt mit den männlichen Interessen und ist deshalb nicht konfliktfrei auszuleben. Die Weltliteratur weiß davon bekanntlich hervorragend zu erzählen.
 
 Spermakonkurrenz
 
Nun kann es ja vorkommen — im Tierreich wie bei Menschen —, dass Ejakulate verschiedener Männchen in den reproduktiven Organen der Weibchen aufeinander treffen. Man spricht dann von Spermakonkurrenz. Je regelmäßiger das geschieht, desto druckvoller entwickeln sich durch die sexuelle Selektion über zwei Anpassungsschienen Merkmale, welche die eigenen Befruchtungschancen erhöhen und die der Nebenbuhler möglichst verringern. Zu diesem Zweck haben sich im Tierreich sehr verschiedenartige Strategien entwickelt.
 
Einige Männchen (vor allem unter Insekten, aber auch bei einigen Säugetieren) verplomben nach der Spermaübertragung die Genitalöffnung des Weibchens mit aushärtenden Sekreten und verhindern so eine weitere Kopulation. Weibchen akzeptieren solche Plomben, weil sie von ihrem Nährstoffgehalt profitieren können. Unter Ameisen, Bienen und Mücken kann es zu suizidalen Kopulationen kommen, indem die Männchen nach der Begattung ihren Genitalapparat im Weibchen zurücklassen und so zum Preis des eigenen Lebens eine maximal mögliche Vaterschaft erzielen. Weitere Strategien sind im Tierreich als Anpassung an die Spermakonkurrenz entwickelt worden, wie zum Beispiel ein extrem verlängertes Kopulieren von mehreren Tagen, Wochen, ja Monaten Dauer, wobei das Männchen als »lebender Keuschheitsgürtel« eine weitere Verpaarung des Weibchens verhindert. Männchen anderer Arten (vor allem unter Vögeln und Säugetieren) hüten ihre Weibchen während der fruchtbaren Zeit und verhindern so Kontakt mit fremden Männchen.
 
Wenn aufgrund der Lebensweise die sexuelle Monopolisierung eines Weibchens jedoch nicht gelingen kann und Weibchen sich innerhalb eines Fortpflanzungszyklus mit mehreren Männchen verpaaren (wie bei vielen Säugetieren), hat rein statistisch das Männchen einen Vorteil, das viel Samen produziert. Um unter diesen Bedingungen in der Spermakonkurrenz möglichst erfolgreich abzuschneiden, sollten die Männchen deshalb möglichst viele Spermien produzieren. Als Folge dieses Selektionsdrucks müssen sich während der Stammesgeschichte ganz zwangsläufig die Keimdrüsen, die Hoden, vergrößern. Demgegenüber unterliegen Männchen jener Arten, deren Weibchen Sexualbeziehungen nur zu einem Männchen eingehen, nicht diesem Selektionsdruck. Fällt die Spermakonkurrenz weg, entsteht kein Wettrennen unter den Männchen um eine gesteigerte Samenproduktion und entsprechend wird die Evolution nicht auf eine Hodenvergrößerung hinwirken.
 
Man hat diese Hypothese an Primaten überprüft und prompt einen Zusammenhang zwischen der relativen Hodengröße und dem Paarungssystem gefunden. Bei Primaten, deren Weibchen sexuellen Kontakt typischerweise nur zu einem Männchen haben, also solchen, die entweder weitgehend monogam oder in einer Ein-Männchen-Haremsstruktur leben (wie die Mantelpaviane), haben die Männchen eine deutlich geringere Hodengröße als bei jenen Primatenarten, bei denen mehrere Männchen Zugang zu sexuell empfänglichen Weibchen haben (zum Beispiel Berberaffen). Dieser Zusammenhang gilt auch für Menschenaffen. Aufgrund ihrer Paarungssysteme spielt jedoch für Gibbons, Orang-Utans und Gorillas Spermakonkurrenz praktisch keine Rolle. Im Fall der Gibbons liegt es an der weitgehend vorherrschenden Monogamie, bei den Orang-Utans an ihrer einzelgängerischen Lebensweise und bei den Gorillas an ihrer Haremsstruktur, dass Männchen die alleinigen Sexualpartner ihrer Weibchen sind. Penislänge, Hodengröße, Ejakulatvolumen und Spermamenge spiegeln die mangelnde Spermakonkurrenz wider. Alle vier Merkmale sind bei diesen Arten nur unterdurchschnittlich entwickelt. Die Schimpansen leben jedoch in Mehr-Männchen-Gruppen, in denen es immer wieder zu Gelegenheitsverpaarungen kommt und somit eine große Spermakonkurrenz entsteht. Die entsprechenden Merkmale zeigen, wie die Schimpansenmänner der Promiskuität innerhalb ihrer Gruppe angepasst sind.
 
Die nebenstehende Abbildung enthält auch die vergleichbaren Angaben für Männer. Nach dem bisherigen Interpretationsschema muss man aus den Daten schließen, dass im Verlauf der Entwicklung des Menschen Spermakonkurrenz als Triebfeder der sexuellen Selektion durchaus eine gewisse Rolle gespielt haben muss. Es erscheint daher unwahrscheinlich, dass die Menschwerdung in einem soziokulturellen Milieu stattgefunden hat, das ausnahmslos durch dauerhafte und strikte Paarbeziehungen gekennzeichnet war. Weder Monogamie noch eine exklusive Haremsstruktur kommen wahrscheinlich als die vorherrschenden Paarungssysteme während der frühen Menschheitsgeschichte infrage. Vielmehr wird ein fakultativ polyandrisches Paarungsverhalten — also »Mehr-Männchen-Verhältnisse« — das Sexualleben unserer weiblichen Vorfahren geprägt und damit für ein gewisses Maß an Spermakonkurrenz gesorgt haben.
 
Auch in den zeitgenössischen Gesellschaften kann es zweifellos zu Spermakonkurrenz kommen. Ganz abgesehen von speziellen Situationen wie Vergewaltigung oder Prostitution kann es auch bei nominell monogamer Lebensweise bekanntlich zu außerehelichen Beziehungen kommen. Die britischen Biologen Robin Baker und Mark Bellis haben hierzu einige verblüffende Befunde vorgelegt, die sie nach einer Fragebogenaktion mit 2 708 Leserinnen einer britischen Frauenzeitschrift gewonnen hatten. Danach findet ehelicher Geschlechtsverkehr (in dieser Kategorie ist auch der Verkehr in dauerhaften Partnerschaften ohne formalen Trauschein eingeschlossen) überwiegend in der zweiten, der eher unfruchtbaren Hälfte des Menstruationszyklus statt. Weibliche Seitensprünge hingegen haben ihr Maximum in der fruchtbaren Zyklusphase. Menschliches Sperma bleibt nach dem Eindringen der Spermien in die Vagina etwa fünf Tage befruchtungsfähig. Unterteilt man die Seitensprünge danach, ob während des außerehelichen Koitus noch bewegliches Sperma des Ehemanns vorhanden gewesen sein könnte, weil der letzte eheliche Akt weniger als fünf Tage zurücklag (»double matings«) oder länger (»non double matings«), offenbaren die Statistiken eine weitere Überraschung. Die Verteilung der »double matings« korreliert höher mit der Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft als die Verteilung der »non double matings«. Übrigens machte es keinen Unterschied, ob der außereheliche Verkehr empfängnisverhütend geschützt war oder nicht. Diese Befunde legen die Vermutung nahe, dass einige Frauen Spermakonkurrenz geradezu provozieren, indem sie bevorzugt in ihrer fruchtbaren Zyklusphase »double matings« eingehen.
 
Ganz offensichtlich haben Männer auf diese angeheizte Konkurrenz adaptiv reagiert und ihre Spermaproduktion darauf eingestellt. Es fällt auf, dass von den 200 bis 500 Millionen Spermien eines Ejakulats nur 300 bis 500 den Eileiter erreichen und als potenzielle Befruchter infrage kommen. 40 Prozent der Spermien gelten als »morphologisch defekt«, etwa weil sie zwei Schwänze haben. Früher glaubte man, dass die Herstellung des Spermas besonders fehleranfällig sei, was es notwendig mache, große Mengen zu produzieren, um trotz des enormen Ausschusses doch noch befruchtungsfähig zu bleiben. Heute nimmt man hingegen an, dass die angeblich morphologisch defekten Spermien durchaus eine biologische Funktion erfüllen. Als »Kamikaze-Spermien« nehmen sie nicht am Wettrennen um das Ei teil, sondern bleiben zurück, verhakeln sich mit ihren Schwänzen und bilden so eine Art Schutzschild gegen eventuell nachfolgendes Sperma eines anderen Mannes. Was auf den ersten Blick wie ein Entwicklungsschaden aussieht, entpuppt sich so bei genauerer Analyse als eine äußerst funktionale biologische Angepasstheit. Ein weiterer von Baker und Bellis erhobener Befund spricht für die biologische Angepasstheit der menschlichen Sexualität an Spermakonkurrenz: Das Ejakulatvolumen ist umso größer, je länger die Partner voneinander getrennt waren, je statistisch wahrscheinlicher es also zu einem »double-mating« gekommen sein könnte. Auch wenn der Mann zuvor masturbiert hat, kommt es zu dem Effekt der Ejakulatsvolumenzunahme nach Abwesenheit — ein Phänomen, das bei strikt exklusiven Paarbeziehungen in einer Monogamie oder Haremspolygynie keinen erkennbaren Zweck erfüllt.
 
 Die Bedeutung des weiblichen Orgasmus
 
Ein weiteres Merkmal menschlicher Sexualität ist in seiner biologischen Entstehungsgeschichte und Funktion noch keineswegs restlos geklärt, der Orgasmus. Männer können zwar ohne ihn nicht zeugen, wohl aber können Frauen ohne Orgasmus schwanger werden. Weshalb gibt es ihn also? Eine traditionelle humanethologische Antwort zielt auf seine Funktion in der Partnerbindung: Orgastische Lusterfahrung binde die Partner psychisch zusammen, und genau deshalb hat sich der (weibliche) Orgasmus entwickelt. Ganz zu überzeugen vermag diese Antwort allerdings nicht, denn wenn seine alleinige Funktion in der Verstärkung der Paarbindung läge, dürfte man bei Frauen eigentlich keine Variation bei der Wahrscheinlichkeit eines Orgasmus oder seines Zeitpunkts erwarten. Stattdessen sollte jeder Beischlaf in einen zeitlich gut abgestimmten und psychisch höchst befriedigenden Orgasmus einmünden. Das ist aber bekanntlich nicht der Fall.
 
Neuere Überlegungen sehen im weiblichen Orgasmus einen im Laufe der Evolution entstandenen Mechanismus der Frauen, Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu nehmen. Die mit dem Orgasmus einhergehenden Muskelkontraktionen fungieren gleichsam als eine Art »Saugpumpe«, die, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt erfolgen, Spermien befördern und ihnen damit die Befruchtung erleichtern. Damit hätten Frauen eine Möglichkeit, bestimmte als geeignet erachtete Männer als Väter ihrer Kinder zu bevorzugen. Für eine derartige Auswahl gibt es, wie schon erwähnt, gute Gründe, da Frauen sich bei dieser Wahl vorrangig an den »guten Genen« der Männer orientieren. Wenn diese Hypothese so stimmt, müsste die Wahrscheinlichkeit, ob Frauen einen Orgasmus erleben und wann dieser in zeitlicher Relation zum Samenerguss erfolgt, wesentlich von der »Qualität« des Mannes abhängen.
 
Was letztlich die »Qualität« eines Mannes ausmacht, stellt sich jedoch von Frau zu Frau verschieden dar und hängt — wie weiter oben im Zusammenhang mit der Präferenz für bestimmte das Immunsystem codierende Gene bereits besprochen wurde — nicht zuletzt von der eigenen genetischen Konstitution ab. Darüber hinaus gibt es aber offenbar einen weiteren Indikator für »gute Gene«, der anscheinend von allen Frauen nach gleichen Maßstäben bewertet wird. Er besteht in dem, was Biologen als »fluktuierende Asymmetrie« bezeichnen. Gemeint ist damit die Abweichung von der perfekten Symmetrie zwischen den jeweils sich entsprechenden Merkmalen der linken und rechten Körperhälfte. Dass praktisch nie eine vollkommene Symmetrie (beispielsweise zwischen einem linken und rechten Schmetterlingsflügel) erreicht wird, liegt an störenden Einflüssen, die die Entwicklung dieser Merkmale mehr oder weniger beeinträchtigt haben, weshalb das Ausmaß der fluktuierenden Asymmetrie ein guter Indikator für die erreichte Entwicklungsstabilität liefert. Vor allem die Widerstandskraft gegen Krankheiten spiegelt sich hier wider: Je symmetrischer ein Organismus ist, desto besser ist er während seiner Entwicklung mit Krankheitserregern und anderen, seine Gesundheit beeinträchtigenden Einflüssen fertig geworden, desto vitaler ist er also.
 
Wenn die fluktuierende Asymmetrie tatsächlich »biologische Qualität« anzeigt (also Vitalität, Resistenz gegen Krankheitserreger und Entwicklungsstabilität) und der weibliche Orgasmus eine konditionale Antwort auf Männer mit reproduktiv vorteilhaften Qualitätsmerkmalen ist, sollte die Wahrscheinlichkeit des weiblichen Orgasmus (und sein Zeitpunkt) mit der fluktuierenden Asymmetrie der Männer zusammenhängen. Genau das konnte der amerikanische Biologe Randy Thornhill kürzlich feststellen: Je geringer die fluktuierende Asymmetrie der Männer ausfällt, desto attraktiver werden sie von Frauen beurteilt, desto mehr Intimbeziehungen nehmen sie auf, desto häufiger kommt es zu außerehelichen Beziehungen, desto kürzer ist die Werbezeit bis zum ersten Beischlaf und desto wahrscheinlicher erlebt die Partnerin einen Orgasmus. Danach sieht es ganz so aus, als sei der weibliche Orgasmus als biologische Angepasstheit und zugleich Motor der Spermakonkurrenz zu verstehen. In jedem Fall aber ist die Geschichte von Frauen als keuschen, zurückhaltenden Wesen aus evolutionsbiologischer Sicht ein absoluter Mythos.
 
 Ständige Paarungsbereitschaft und verborgener Eisprung
 
Menschliches Sexualverhalten wäre nicht zu verstehen ohne eine ganz entscheidende evolutionäre Errungenschaft, die Frauen von anderen Primatenweibchen unterscheidet. Während diese nur an bestimmten Tagen ihres Zyklus um den Zeitpunkt des Eisprungs paarungsbereit (rezeptiv) sind, bleibt der Geschlechtstrieb von Frauen nicht auf bestimmte Zyklusphasen beschränkt. Sexuelle Motivationen entstehen auch unabhängig von Eisprung und Fruchtbarkeit.
 
Primatenweibchen (wie viele andere weibliche Säugetiere) signalisieren sehr deutlich ihre Paarungsbereitschaft, sowohl durch ihr Verhalten, indem sie ganz direkt Kopulationsaufforderungen an die Männchen richten, durch geruchlich wahrnehmbare Pheromone und bei einigen Arten (zum Beispiel bei Schimpansen, Pavianen und Makaken) auch durch eine weithin sichtbare Schwellung der Genitalregion. So ist für alle Mitglieder einer Primatengruppe offensichtlich, dass sich ein Weibchen in einer befruchtungsfähigen Phase befindet. Frauen tun das bekanntlich nicht. Nicht nur, dass sie den Zeitpunkt des Eisprungs nach außen hin verheimlichen, sie wissen ihn meistens auch selber nicht. Nur eine Minderheit spürt Anzeichen des Eisprungs (Mittelschmerz).
 
Diese typisch menschliche Ausnahmeerscheinung muss adaptive Gründe haben. Was hatten Frauen davon, sowohl ihre Paarungsbereitschaft zeitlich auszuweiten, als auch den Zeitpunkt des Eisprungs zu verbergen? Als erklärungsfähigste einer Reihe von Vorstellungen, die von Anthropologen hierzu entwickelt wurden, gilt die »Food-for-Sex«-Hypothese, von einigen Autoren ganz ohne despektierlichen Unterton auch als »Prostitutionshypothese« bezeichnet. Ihre Argumentation gründet auf der schon bei Schimpansen zu beobachtenden Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, bei der fast ausschließlich Männchen jagen. Die Jagdbeute wird zwar mit den Weibchen geteilt, aber keineswegs unterschiedslos, sondern nach sexueller Verfügbarkeit. Weibchen, die regelmäßiger mit den wertvollen Proteinen und Mineralien des Fleisches versorgt wurden, hatten natürlich einen Lebensvorteil, sodass die natürliche Selektion zwangsläufig in Richtung einer ständigen zeitlichen Ausweitung der sexuellen Paarungsbereitschaft gewirkt haben muss. Die wiederum machte nur Sinn, wenn zugleich den Männchen der tatsächliche Zeitpunkt des Eisprungs verborgen blieb. Soweit sind sich die Experten weitgehend einig. Uneinig sind sie sich allerdings bei der Frage, welche Rolle dauerhafte Paarbeziehungen in dieser Szenerie gespielt haben. Funktionierte das »Food-for-Sex«-Regime nach sehr opportunistischen Regeln, oder haben sich schon früh dauerhafte Allianzen zwischen Männchen und Weibchen herausgebildet mit der Folge mehr oder weniger exklusiver Paarbeziehungen? Eine schlüssige Antwort auf diese Frage ist noch nicht gefunden.
 
Obwohl Anthropologen recht gut erklären können, wie es zu dauernder Paarungsbereitschaft und verborgenem Eisprung kam, sind sie nach wie vor in großer Verlegenheit, wenn sie erklären sollen, warum die allermeisten Frauen den Eisprung selber nicht bemerken. Eine verlässliche Kenntnis der fruchtbaren Tage brächte doch den Vorteil mit sich, die bestmögliche Wahl der Kindesväter treffen zu können. Warum wird dieser Vorteil nicht genutzt? Wenn Frauen den Männern den Eindruck vermitteln müssen, dass sie den Zeitpunkt des Eisprungs nicht wissen — worauf das »Food-for-Sex«-System basiert — können sie das am effektivsten, wenn sie ihn selbst nicht wissen. Wüssten sie ihn zwar, nicht aber die Männer, hätten sie keine Ruhe vor den misstrauischen Männern und müssten wohl allerlei Drangsalierungen erfahren. Der verborgene Eisprung könnte sich daher als ein Selbstschutzmechanismus entwickelt haben.
 
Prof. Dr. Eckart Voland
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Ehe: Konflikt und Kooperation zwischen den Geschlechtern
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Geschlecht und Geschlechtlichkeit
 
 
Fisher, Helen: Anatomie der Liebe. Aus dem Amerikanischen. Taschenbuchausgabe München 21996.
 LeVay, Simon: Keimzellen der Lust. Die Natur der menschlichen Sexualität. Aus dem Englischen. Heidelberg u. a. 1994.
 Sommer, Volker: Wider die Natur? Homosexualität und Evolution. München 1990.
 Wickler, Wolfgang / Seibt, Uta: Männlich -weiblich. Ein Naturgesetz und seine Folgen. Heidelberg u. a. 1998.

Universal-Lexikon. 2012.

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